Durchdachte, weitsichtige Unternehmensstrategien haben unzählige KMU erfolgreich gemacht. Aber trotz sorgfältig erarbeiteter Strategie können einige KMU ihren Niedergang nicht abwenden. Oft wird einseitig auf Wachstum gesetzt und die ebenso erforderlichen Überlebenspläne gehen dabei schlicht vergessen.
Neben Strategien, die auf Wachstum, Neupositionierung oder Innovation setzen, braucht es eben immer auch eine für kritische Situationen. Wer in Szenarien denkt, plant immer auch für den Worst Case. Seit dem 15. Januar 2015 stehen etliche Unternehmen grossen Herausforderungen gegenüber.
Trendwende antizipieren
„Wer die Zukunft richtig voraussagt, der lügt“, besagt ein altes chinesisches Sprichwort. Ob die getroffenen Annahmen eintreffen werden, können selbst Branchenspezialisten nicht voraussagen. Kurz- und mittelfristig mögen gute Extrapolationen aus fundierten Analysen mit erhöhter Wahrscheinlichkeit auch tatsächlich eintreffen. Aber wir wissen, dass sich längerfristig immer wieder Trendwechsel ereignen. Doch wann, weiss niemand. Dennoch, oder gerade deshalb, tun Unternehmen gut daran, den Fall der Trendwende gedanklich vorweg zu nehmen, zu durchdenken und sich mit entsprechenden Strategien dafür zu wappnen.
Zeit
Gute, durchdachte Strategien lassen sich nicht über Nacht erarbeiten. Schwierige oder gar komplexe Zusammenhänge müssen analysiert und Synthesen abgeleitet werden können. Strategiearbeit ist Lernarbeit. Richtige und gute Strategieentwicklung dauert daher stets zwei bis vier Monate und sollte jährlich komplett wiederholt werden.
Teammix
Teams von fünf bis acht Mitgliedern arbeiten in der Strategieentwicklung meist am wirksamsten. Das Strategieteam sollte sich aus älteren und jüngeren Mitarbeitenden, aus Mitarbeitenden der Basis und dem Management, aus Männern und Frauen sowie aus Alteingesessenen und neutralen Unbefangenen zusammensetzen.
Kreativität, Chancen und Risiken
In der Strategieentwicklung werden Kreativität und eine umsichtige Einordnung von Marktchancen und Geschäftsrisiken benötigt. Dafür gibt es keine Patentrezepte. Jedoch bringt ein guter Teammix und offene Kommunikation die besten Voraussetzungen, den Weg mit den grössten Erfolgschancen zu finden:
- Wie differenzieren wir uns?
- Wo wollen wir aktiv sein?
- Wie erreichen wir Wettbewerbsvorteile?
- Wie entwickeln wir uns dahin?
- Wie setzen wir dies um?
(Mehr darüber, wie viel Strategie es wirklich braucht, erfahren Sie hier)
Überlebensplan entwickeln
Unternehmer und Manager müssen strategische Erfolgspositionen aufbauen und im Markt umsetzen. Potenziale und Chancen sollen Erfolg bringend genutzt werden. Nur folgerichtig, dass die Strategien vieler Unternehmen auf Wachstum abzielen. Dabei gehen die ebenso erforderlichen Überlebenspläne vergessen oder werden nur halbherzig ausgearbeitet. Was aber, wenn wir in eine Rezession geraten oder sich die Situation sonst wie unvermittelt verschlechtert? Den Fall des Trendwechsels gilt es in der Unternehmensstrategie zu berücksichtigen. Es stellen sich unter anderem folgende Fragestellungen:
- Wie reagieren wir auf einen Nachfrageeinbruch?
- Haben wir die nötige Agilität, um rasch und wirksam reagieren zu können?
- Mit welchen Marktleistungen reagieren wir in einem solchen Fall?
- Wie viel Finanzreserven müssen vorhanden sein, um dies durchstehen zu können?
Kunst der Strategieentwicklung
Globalisierung, Deregulierungen, Digitalisierung und viele weitere Faktoren machen die Wirtschaft komplexer denn je. So gehört heute eine Unternehmensstrategie, die sowohl zielgerichtete Wachstumspläne wie auch Überlebenspläne umfasst, zum Werkzeug guter Unternehmensführung. Die Kunst in der Strategieentwicklung besteht darin, aus den unzähligen Methoden jene wenigen Instrumente auszuwählen, die für die spezifische Unternehmens- und Marktsituation am aussagekräftigsten sind. Starre Standardmethoden sind kaum zielführend. Ebenso erfolgsentscheidend ist, dass Strategien mit neutraler Sicht, frei von interner Politik und blinden Flecken, entwickelt und auch effektiv umgesetzt werden.
Autor: Raphael Ledergerber
Er ist selbständiger Unternehmensberater und dipl. Betriebsökonom FH. Raphael Ledergerber verfügt über … (weiterlesen)
Quelle: auch erschienen auf ledergerber-partner.ch